Naturinsel Dominica

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Interview mit Kirsten Boucard

Kirsten Boucard von der Touristik-Agentur tropical consult ist Karibik-Spezialistin und absolut begeistert von der kleinen Insel Dominica. Im Gespräch mit dem Lateinamerika-Blog berichtet sie unter anderem über Dominicas Ursprünglichkeit, die faszinierende Natur und glückliche Menschen. Außerdem gibt Sie alle wichtigen Infos rund um die Insel, von der besten Reisezeit über die absoluten Highlights bis hin zu Kultur, Essen und Trinken etc. Wer das Interview liest, wird Dominica direkt einen Besuch abstatten wollen – uns ging es zumindest so!

Kirsten, warum sollte man nach Dominica reisen? Was zeichnet die Insel aus?

Dominica ist die ursprünglichste aller Karibik-Inseln und verfügt über eine eindrucksvolle Natur. Es gibt Berge, Vulkane, Flüsse, Seen und viele wunderschöne einsame Strände. Auf Dominica leben auch die letzten Ureinwohner der Karibik sowie erstaunlich viele so genannte „Zentenarien“, also über Hundertjährige. Und ganz generell einfach ganz viele glückliche Menschen.

Wer sollte nach Dominica reisen?

Menschen, die die Natur lieben. Die abtauchen wollen in eine andere Welt. Menschen, die gerne wandern oder tauchen. Die sich für Kultur, Yoga und Entspannung interessieren. Naturliebhaber also und Individualisten.

Was bietet die Insel für Naturfans?

Dominica trägt den Beinamen „Die Naturinsel“, was schon für sich spricht. Als einzige ostkaribische Insel hat Dominica mit dem „Morne Trois Pitons“ Nationalpark ein UNESCO-Weltnaturerbe aufzuweisen. Damit wurde ein Gebiet ausgezeichnet, das die artenreichsten Wälder der Karibik aufweist. Nicht nur die steilen Hänge und tiefen Schluchten der insgesamt fünf Vulkane und ihrer Ausläufer machen den Reiz dieser Landschaft aus, dazu kommen heiße Quellen, zahlreiche Wasserfälle und Flüsse sowie der weltweit zweitgrößte kochende See „Boiling Lake“

Das hört sich nach idealem Terrain für verschiedenste Aktivitäten an…

Wanderstiefel haben die meisten Urlauber sowieso im Gepäck, weil sich weite Teile der drei Nationalparks nur zu Fuß erschließen lassen. Und eine echte Besonderheit für Wanderer ist der Waitukubuli Trail: In 14 Abschnitten führt dieser 184 Kilometer lange Wanderweg durch die verschiedenen Landschaften und Vegetationszonen Dominicas. Wer möchte, kann so in ca. 2 Wochen die gesamte Insel von Norden nach Süden durchwandern und dabei in zertifizierten Unterkünften nächtigen. Abseits des Wanderns bieten Felsvorsprünge, Höhlen und Schluchten vulkanischen Ursprungs unter Wasser eindrucksvolle Taucherlebnisse.

Und wenn man vor allem entspannen und vielleicht auch etwas Luxus genießen will?

Dann gibt es zum Beispiel phantastische Naturspas oder Yoga im Regenwald. Und Luxusvillen, direkt oberhalb einer traumhaft schönen Bucht gelegen, sowie ein luxuriöses Eco-Resort. Einige dieser Hotels und Resorts waren vom Hurrikan im vergangenen September betroffen, öffnen aber spätestens Ende des Jahres wieder ihr Pforten. Ab 2019 wird es jeweils auch ein Hotel der Kempinski-und der Mariott-Gruppe geben, beide mit nicht zu vielen Zimmern und ganz im Stil der Insel erbaut.

Worin unterscheidet sich Dominica von anderen Karibik-Inseln?

Durch ihre Ursprünglichkeit. Diese spiegelt sich sowohl in der Mentalität der Einwohner (die selbst alle sehr naturverbunden sind) als auch in der Natur wieder. Der Inselstaat Dominica ist touristisch nicht so weit erschlossen wie andere karibische Inseln – wirklich große Hotelanlagen und Resorts sucht man hier vergebens, ebenso ein ausgeprägtes Nachtleben.

Was sind Dominicas absolute Highlights?

  • Der weltweit zweitgrößte kochende See – der „Boiling Lake“
  • Der 184 Kilometer lange Wanderweg durch unterschiedliche Landschaften – der „Waitukubuli National Trail“
  • Die letzten Ureinwohner der Karibik – die „Kalinago“
  • Die Walbeobachtung mit einer Trefferquote von ganzjährig über 90 %

Dein Lieblingsort auf der Insel ist…

…vor der Insel. Wenn man mit der Schnellfähre von Guadeloupe kommend an der Westküste Dominicas vorbeifährt und die unglaublich faszinierende Topografie der Insel bewundern kann.

Einige Worte zu Dominicas Geschichte, den Menschen und ihrer Kultur…

Dominica, von den Ureinwohnern ursprünglich „Waitukubuli“ – die Hochgewachsene – genannt, wurde im November 1493 von Christoph Kolumbus entdeckt. Seit dem 3. November 1978 ist Dominica unabhängig und eine Republik innerhalb des Britischen Commonwealth. Die Bevölkerung besteht in der Mehrheit aus Nachfahren ehemaliger Sklaven, dazu kommt eine kleine Minderheit europäischer und vorderasiatischer Abstammung. Außerdem leben im Kariben-Reservat an der Nordostküste der Insel ungefähr 3.500 Nachfahren der „Kalinago“.

Wie sieht es mit Essen und Trinken aus – was ist typisch für die Insel? Und was sollte man unbedingt probieren?

Ganz typisch sind Gerichte mit Fisch und anderen Meeresfrüchten sowie einer Vielzahl an einheimischen Gemüsen. Auch findet man sämtliche Fleischsorten wie Huhn, Schwein und Rind, alle als kreolische Gerichte gekocht und sehr kräftig gewürzt. Das Nationalgericht ist „Mountain Chicken“ – eine sehr große Kröte, was nicht unbedingt unserer Vorstellung von einem leckeren Essen entspricht. Der Geschmack gleicht aber tatsächlich dem eines Hühnchens. Auf Dominica wird selbstverständlich auch Rum gebrannt, und es gibt eine eigene Biersorte – das Kubuli – nach deutschem Rezept gebraut.

Wie kommt man hin?

Am besten man fliegt von Deutschland aus mit Air France nach Guadeloupe oder Martinique und nimmt von dort aus am nächsten Tag die Fähre. Zurück geht das Ganze dann ohne Zwischenübernachtung. Nach Martinique kann man auch mit der Condor fliegen und dann per Fähre weiter nach Dominica reisen. Oder man fliegt mit Air France/KLM über Paris und Saint Martin ohne Zwischenübernachtung direkt nach Dominica.

Und welche ist die beste Reisezeit?

Dominica kann ganzjährig bereist werden. Die Tagestemperaturen steigen nie über 30°C, es weht immer ein angenehmer Passatwind. In der Zeit zwischen August und November besteht die Gefahr von Stürmen und mehr Regen als in den restlichen Monaten.

Im vergangenen September war die Dominica ja auch vom Hurrikan Maria betroffen – wie ist die aktuelle Situation?

Nach dem Durchzug von Hurrikan Maria im September 2017 reaktivierte Dominica den Tourismus im Januar 2018 mit einer Reihe von Voluntourism Packages. Inzwischen ist die Insel schon wieder soweit, dass wir eine neue Werbekampagne mit sehr attraktiven Hotelangeboten und einer Beteiligung an den Kosten für die Fähre starten, um unseren Gästen zu zeigen, dass Dominica sich erstaunlich schnell von den verheerenden Folgen des Durchzugs des Hurrikans Maria im September 2017 erholt hat und wieder bereit ist, Besucher zu empfangen.

Was muss man für eine Reise hierhin sonst noch wissen?

Die Insel Dominica gehört nicht zur EU, ist also nicht französisch wie ihre beiden Nachbarinseln Guadeloupe und Martinique. Zur Einreise benötigt man einen Reisepass, der bei Ausreise noch mindestens 6 Monate gültig ist. Die Währung ist nicht der Euro wie auf den Nachbarinseln, sondern der EC-Dollar.

Und was wussten die meisten ganz bestimmt nicht über die Dominica?

  • Dass Christopher Kolumbus der Insel ihren Namen gab, weil er sie an einem Sonntag (auf Spanisch Domingo) entdeckt hat.
  • Dass Dominica als eines der weltweit besten Tauchreviere gilt.
  • Dass auf Dominica alljährlich im Oktober das „World Creole Music Festival“ mit weltweit bekannten Interpreten (wie z. B. Gentleman und Akon im Jahr 2016) stattfindet.

Die Französischen Antillen sind ja nicht so weit entfern von Dominica – wie sieht es aus mit Insel-Hopping?

Insel-Hopping bietet sich auf jeden Fall an, da man mit der Fähre die Inseln Guadeloupe, Dominica, Martinique und Saint Lucia perfekt verbinden kann. Auch per Flugzeug ist Dominica sehr gut mit weiteren Inseln der Karibik vernetzt.

Liebe Kirsten, vielen Dank für dieses interessante Gespräch!

Ich danke auch, es hat Spaß gemacht!

Zur Person

Kirsten Boucard leitet gemeinsam mit ihrer Kollegin Patricia Massó die Touristik-Agentur tropical consult. Seit 11 Jahren vertritt sie die Naturinsel Dominica in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Benelux und in Skandinavien. Kirstens Mann stammt aus Guadeloupe, und sie ist jedes Jahr mehrmals in der Karibik unterwegs. So hat sie im Laufe des Zeit sehr viele der Inseln kennengelernt und war schon vor ca. 20 Jahren das erste Mal auf Dominica. Und hat sich direkt in die Insel verliebt, als sie mit der Fähre von Guadeloupe nach Roseau (Dominicas Hauptstadt) gefahren ist. Zitat: „Der Anblick dieser unglaublich grünen, bergigen und überwältigenden Insel vom Wasser aus ist ein ganz besonderes Erlebnis.“ Vor 11 Jahren wurde Kirsten vom damaligen Tourismusminister Dominicas gebeten, einen Vorschlag für die Vertretung der Insel zunächst in den deutschsprachigen Ländern zu machen. Seitdem ist sie für die Vermarktung Dominicas zuständig und mindestens zweimal pro Jahr dort. Gesehen hat sie immer noch nicht alles, ist aber bis heute jedes Mal noch so fasziniert wie bei ihrem ersten Besuch.